„Sie fragt sich wie es gelaufen wär’
Ohne Kinder
Selber laufen lernen
Aber ihr Tag lässt keine Pause zu
Sie will träumen, macht die Augen zu“
Singt Max Giesinger.
Und als ich den Song zum ersten Mal höre, finde ich mich wieder. Und diese Frage, die sich immer mal wieder in meine Gedanken schleicht: „Sie fragt sich wie es gelaufen wär´ ohne Kinder.“
Wie wäre es gelaufen, wenn ich nicht mit 26 Jahren Mutter geworden wäre? Wie sähe mein Leben, mein Alltag und meine Ehe heute aus, wenn diese wundervollen Kinder nicht in mein Leben gekommen wären?
Und manchmal schwingt der Wunsch nach ein bisschen Freiheit, die Sehnsucht nach dem alten Leben mit. Denn mein Leben hat sich durch die neue Rolle der Mutter sehr verändert. Mein Alltag. Meine Ehe. Meine Freundschaften. Alles anders. Ganz neue Dimensionen von Glück und unendlicher Liebe aber auch Schwere und Sehnsucht sind Teil dieses Lebens.
An manchen Tagen würde ich gerne tauschen mit meinen Freundinnen, die keine Kinder haben, die ungebunden sind. Die, die in Ruhe ihren heißen Kaffee trinken können. Die, die Gedanken zu Ende denken können und die, die während des Frühstücks einfach am Tisch sitzen können und träumen.
Und während ich diese Zeilen hier aufschreibe kommen mir Bilder in den Kopf. Von meinem 3 Jährigen gestern. Wie sehr er es geliebt hat den Schnee im Wald zu erleben. Wie er sich im Schnee gerollt hat. Pure Freude. Echte Freude. Wie nur Kinder sie erleben. Und ich dachte: „Das Glück, das hier so greifbar ist – jetzt in diesem Moment – ist nur durch dieses Kind greifbar.“.
Und das Bild, wie mein kleiner 7 Monate alter Junge heute Morgen aufwacht ist und sich zu mir rollte, noch gar nicht richtig wach – mit einem großes Lächeln im Gesicht. Seine Hände nach mir ausstreckend- um mir dann in die Nase zu kneifen. Quitschend. Glücklich.
Es ist nicht schwarz und nicht weiß. Es ist alles dazwischen. Mal das ganz große Glück. Und mal auch einfach große Last und Schwere. Das Muttersein. Für mich. Und für viele Mütter mit denen ich darüber gesprochen habe. Wichtig finde ich, dass wir es aussprechen dürfen. Und das dürfen wir- es gibt Tage, da träumen wir uns weg. Weit weg von unseren Kindern und Familien. Und das ist okay. Weil das das Leben ist.
„Und wenn sie tanzt
Ist sie wo anders
Für den Moment
Dort wo sie will
Und wenn sie tantzt
Ist sie wer anders
Lässt alles los“
Wichtig ist, dass wir tanzen können. Um zu träumen. Wie Max Giesinger singt. Ich tanze nicht aber ich habe meine „Mamapausen“ wo ich das Mamasein zumindest ein Stückchen ablegen kann. Für mich ist das sehr wichtig. Diese Pausen um Luft zu holen, neue Kraft zu tanken. Und ich wünsche diese Momente jeder Mutter. Ganz egal, ob es das Tanzen ist, Yoga oder gedankenverloren im Café sitzen.
Denn es ist wirklich so: die Freiheit sich weg zu träumen bringt uns wieder näher zu unseren Kindern. Das kurze Schnuppern von Freiheit erweckt bei mir immer die Sehnsucht nach meiner Familie. Ich glaube, dass das richtige Maß an Nähe und Abstand, das richtige Maß an Verpflichtung und Pause davon, der Schlüssel sind.
Und ich glaube, dass es uns viel Kraft gibt, diese kleinen und großen Glücksmomente mit und durch unsere Kinder fest zu halten. In Wort, Bild und ganz fest im Herzen.Denn sie sind es, die uns auch durch schwierige Phasen tragen können.
Über ein anderen Songtext und den Mama-Gefühlen hatte ich hier schon einmal geschrieben…
Wie geht es dir? Träumst du dich auch manchmal weg? Und hast du auch manchmal die Möglichkeit eine „Mamapause“ zu machen? Wie gestaltest du diese Zeit?
Sehr schöne Worte. Danke für deine Ehrlichkeit und dass du uns teilhaben lässt an solch persönlichen Gedanken.
Ich muss gestehen, all das was du schreibst kenne ich zu gut. Doch erst mit dem 2. Kind traute ich mich auch über soetwas zu sprechen. Denn wenn man sich mal traut, dann wird entweder bagatelisiert oder es sschwingt etwas mit von: selbst schuld,du wolltest doch Kinder.
Mütter sind meiner Erfahrung noch viel zu oft Konkurrentinnen, als Gleichgesinnte.
Aber natürlich und zum Glück gibt es auch andere. Denn der Austausch mit Gleichgesinnten ist für mich immer sehr wichtig und hilfreich gewesen. Gerade in schweren Momenten.
Wie ein kleines Seelen streicheln von Mutter zu Mutter.
Liebe Melisa, mir geht es wie dir- der ehrliche Austausch mit anderen Müttern gibt mir so viel Kraft für meinen Alltag als Mutter und als Hebamme!
Ich sende dir herzlichste Grüße und alles Liebe! Jule
ich kann deinen text gerade nicht zu Ende lesen, da ich bei der Arbeit sitze und mir die tränen kommen. das wäre hier irgendwie komisch… aber es trifft – es trifft den Nagel auf den kopf – es trifft mich ins herz, weil es meine situation trifft. DANKE
Und da kommen mir die Tränen- ich sende dir eine feste Umarmung! Von Mutter zu Mutter… <3 Jule
Liebe Jule, auch mir laufen gerade die Tränen. Ich liebe es Mutter eines wundervollen kleinen Mädchens zu sein, gleichzeitug ist es der größte Kampf in meinem Leben. Mutter zu sein ist komplett konträr zu meiner Persönlichkeit, und dazwischen die unendliche Liebe.
Danke für Deine Worte. Alles Liebe, Magdalena
Oh Magdalena, fühl dich fest gedrückt! ❤️
Wie passend deine Worte doch kommen, liebe Jule. Danke! Ich bin erst seit 3 Wochen Mama eines bezaubernden kleinen Jungen, ein absolutes Wunschkind nach 3 Fehlgeburten. Und trotzdem hatte ich schon während der Schwangerschaft allergrößten Respekt vor dem “anderen” Leben mit Kind..davor diese wunderbare Freiheit und Selbstbestimmung erstmal aufgeben zu müssen. Etwas geliebtes herzugeben um etwas Neues zu erhalten..das Mutterglück.
Und obwohl ich mir dessen so bewusst war, dass erstmal alles anders wird, hat mich die Veränderung doch mit großer Wucht getroffen. Es belastet mich mehr als gedacht, dass ich erst um 14 Uhr unter die Dusche komm, dass ich Essen nicht mehr genieße, sondern hinunterschlinge und dass ich vor Müdigkeit kaum klar denken kann.
Ich weiß, dass vieles besser wird, dass aller Anfang schwer ist, aber ich muss zugeben, dass ich mich öftet zurück erinnere und träume..von 8!h Schlaf, von duschen ohne Eile, von essen mit Genuss..von Nichtstun.. Hach..zum Glück ist träumen erlaubt 🙂
wow, wahre Worte die mich als Mama berühren. Danke!
So schön geschrieben und genau mein Thema bzw. auch mein Konflikt! Ich liebe meine Jungs (3, 1,5) und ich vermisse viel aus meinem “alten Leben”. Leider hat in meinem Umkreis keiner so damit zu Kämpfen oder mag es nicht zu geben. Es ist schön wie du das in Worte fasst, es macht Mut und ich fühle mich viel “normaler”! Vielen Dank, dass du deine Sicht der Dinge mit uns teilst! Liebe Grüße Nadine
Liebe Jule,
ich lese sehr gerne deinen Blog, deine Worte treffen in mein Herz. Meine Kinder sind groß, die Zeit kommt wieder, wo du wieder ganz in Ruhe einen Kaffee trinken kannst. Mir geht es so, dass ich wieder mehr Zeit für mich hab und die Zeit vermisse, wo sie klein waren.
Vielen Dank für deine Zeilen.
Herzliche Grüße
Carmen
Liebe Jule,
mir laufen die Tränen, denn Deine Worte berühren mich sooo tief drinnen.
So wundervoll, ehrlich und klug hast Du in Worte gefasst wie es bestimmt vielen Mamas geht und bestimt auch Vätern…
Und rate wo ich gerade sitze?! Im Café? Nach einer vollgepackten Woche mit Arbeit auf der Kinderkrebsstation, 2 eigenen kleinen Kindern und einem aus beruflichen Gründen abwesenden Mann.
Aber soeben hab ich Deine Worte gelesen und weggeträumt hatte ich mich auch schon und jetzt gleich, ganz bald hab ich also wieder getankt, Kraft und Lust auf meine Lieben zu Hause.
Alles Liebe und vielen Dank, dass Du so tolle Artikel schreibst die meine und viele andere Seelen berühren,
Birgit✨
Ahh so schön und so wahr. Ich finde mich in jedem deiner Texte wieder. Fühle mich so stark gesehen und erkannt. Dankbarkeit macht sich breit. Das jemand – du – Worte für Gefühle findet, welche in meinem Inneren vorhanden, so ans Licht gebracht werden. Für mich fühlt sich Mamasein so an: https://liebesworte.com/2016/12/17/wie-fuehlt-es-sich-an-3/
Ich habe “nur” ein Kind: Alea, 6 Monate. Mein Glück. Meine (Lebens)Liebe.
Aber ich träume mich auch ab und zu weg. Bin ein absolter Freigeist und daher mal Ja und mal Nein zum Mamasein. Aber immer da und präsent, soweit es der jeweilige Energiehaushalt zulässt. Wünsch mir mehr Freiraum. Er wird kommen, das weiß ich. Nicht jetzt. Nicht morgen. Aber irgendwann. Ich habe aber auch das Glück einen tollen Lebensbegleiter zu haben, der mir Freiräume ermöglicht. Ja auch das bedarf der Aushandlung – aber das ist es mir wert. Zeit Ich zu sein. Denn nur wenn ich ich bin, kann ich auch für Alea ganz da sein. Selbstaufgabe zählt bei mir nicht, das kostet zuviel Kraft. Und wie darf ich meinem Kind beibringen es selbst zu werden und zu sein, wenn ich es nicht bin?!
Ein Beitragswunsch, weil es mich sehr umtreibt: Wenn aus einem Paar eine Familie wird und damit aus zwei Menschen Eltern – wie erhält mann/frau dann die Paarbeziehung und gibt ihr genug Raum?
Liebstes Freisein und Träumen für dich, für mich, für alle Mütter, die mögen – jeden Tag ein bißchen mehr! Belinda