Strahlende Eltern schlendern mit ihrem klitzekleinen, süßen, friedlich im Kinderwagen schlafenden Baby durch die Straßen. Sie können sich an dem Anblick gar nicht sattsehen und tun den ganzen Tag nichts anderes als ihr Neugeborenes anzuhimmeln und mit ihm zu kuscheln. Solche Bilder bestehen manchmal, wenn wir an den Start in das Leben als frischgebackene Eltern denken.
Hinter verschlossenen Türen sieht es oft anders aus
In Wirklichkeit erleben viele Mütter diese erste Zeit mit Baby anders als in dieser Idealvorstellung. Diese Zeit, das Wochenbett, wird oft von Unsicherheiten im Umgang mit dem Kind, Sorgen und Versagensängsten, seine Bedürfnisse nicht erfüllen zu können, begleitet. Dieses Gefühlschaos schüttelt so manche Familie ganz schön durch. Und dann entsteht manchmal ein schlechtes Gewissen, eben weil nicht nur ständig Freude und Glück herrschen.
Doch dieses Gefühlschaos ist ganz nachvollziehbar. Nicht nur Schlafmangel, körperliche Erschöpfung und Hormonumstellungen bei uns Müttern bringen uns aus dem Gleichgewicht. Auch die Verantwortung und die Aufgaben in der neuen Rolle als (Mehrfach-) Mutter können uns ganz schön aus der Bahn werfen. Und das ist letztlich auch völlig in Ordnung. Wichtig ist nur, dass diese Unsicherheiten und Sorgen wieder kleiner werden können, sodass irgendwann wieder die Freude und das Glück deutlich spürbar werden.
Was in der Zeit des Wochenbetts hilft
Damit das gelingt, kann man schon im Vorfeld ein paar Hilfestellungen vorbereiten. Denn alles, was die Familie in dieser Zeit entlastet und Stress reduziert, hilft, im Gleichgewicht zu bleiben. Je mehr wir Mütter (und Väter) uns mit dem Baby ins Bett kuscheln können, desto leichter wird es uns gelingen, in die neue Rolle zu wachsen. Um also möglichst viel Freiraum im Wochenbett zu haben, kann zum Beispiel schon der Essensvorrat aufgefüllt werden, Haushaltsaufgaben verteilt und Besuch darauf vorbereitet werden, erst nach einer Eingewöhnungsphase mit dem Baby empfangen zu werden. Auch vorbereitete Listen können sehr hilfreich sein. Eine Liste, wer wann die großen Geschwisterkinder betreuen kann. Und eine Liste mit schnellen Gerichten, die der Papa zwischendurch zaubern kann. Zusätzlich eine Einkaufsliste mit den wichtigsten Dingen.
Im Wochenbett selbst ist es gut, sich seiner Prioritäten bewusst zu werden. Ein Haushalt, in dem ein Neugeborenes lebt, muss nicht aufgeräumt und sauber sein. Viel wichtiger ist es, dass wir Eltern bei Kräften bleiben und uns überlegen, wie wir neue Kraft tanken können. Für uns Mütter könnte das zum Beispiel einmal täglich eine Dusche und damit 15 Minuten Ruhe bedeuten. Jeder frisch gebackenen Mutter tun kleine Aufmerksamkeiten wie frische Blumen oder ein liebes Wort gut. Für uns Mütter ist es wichtig, im Kopf zu haben, dass unsere Mitmenschen unsere Wünsche und Bedürfnisse nicht unbedingt kennen. Wir sollten also möglichst konkret mitteilen, was wir brauchen.
Das Wichtigste für die Familie ist, nachdem die Eltern einmal durchgerüttelt wurden, dass sie zurück zu ihrem Bauchgefühl und Selbstvertrauen kommen. Denn eigentlich brauchen unsere Kinder in den ersten Wochen so wenig und das Wissen, was sie brauchen, tragen wir in uns.
Drauf können wir vertrauen und uns entspannen.
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Ein paar Gedanken hierzu könnt ihr auch in meinem Artikel “Einladung ins Wochenbett” nachlesen.
Genau so kann ich das quasi unterschreiben! Ich finde auch das man das Thema unbedingt im Geburtsvorbereitungskurs ansprechen sollte. Ich bin da total unvorbereitet reingeschlittert, das war nicht gut!
[…] hat sich versorgt zu fühlen, ohne selbst viel Energie Aufzuwenden. (Darüber hatte ich HIER und HIER schon einmal ein paar weitere Gedanken aufgeschrieben.) Heute möchte ich etwas konkreter […]
Auch ich finde, dass viel zu wenig ehrlich über diese erste Zeit gesprochen wird. Mich hat das total umgehauen.. Ich hatte mit viel mehr rosaroter Brille und Glück gerechnet. Und dann ging es mir richtig schlecht: körperlich (schwere Geburt, Bluttransfusionen, Geburtsverletzungen, hormonelle Umstellung, Stillen lernen, Schlafmangel…) und psychisch (siehe oben und Selbstzweifel, Angst vor der Mutterrolle, kein Vertrauen in meinen Mutterinstinkt, wer bin ich jetzt? Ist auch mein “altes Ich” noch da und erwünscht? usw.). Das hat echt eine ganze Zeit gedauert. Jetzt ist meine Tochter 11 Wochen alt und langsam fühle ich mich (zumindest die meiste Zeit) der Aufgabe gewachsen!
Achja, eine Dusche ganz für mich allein ist immer noch mein entspannender Kurzurlaub 🙂