“Das Wochenbett, heißt WochenBETT weil die Frau nach der Geburt ins Bett gehört.”
Diesen Spruch kennen viele Frauen. Auch ich habe ihn gelernt und oft gesagt. Das Wochenbett beschreibt die Zeit ab der Geburt eines Kindes bis acht Wochen danach. Die Frau wird seit jeher unter einen besonderen Schutz gestellt, bei uns sogar gesetzlich. Sie wird geschützt, damit sie wieder zu Kräften kommen kann und sich zunächst in Ruhe in ihre neue Rolle einfinden kann.
Doch die Vorstellung nach der Geburt zunächst im Bett zu verschwinden und sich auszuruhen erschrickt viele Frauen. In unserer Gesellschaft gibt es keine ausgeprägte Wochenbettkultur und so kennen wir es aus unserem Umfeld auch nicht. Oft sehen wir wenige Tage alte Kinder und frische Mütter beim Möbelschweden oder im Café. Es scheint oft ein Bestreben zu sein möglichst schnell nach der Geburt wieder in den Alltag zu kommen.
Da mich dies oft traurig stimmt, ist dies ein Plädoyer für eine Wochenbettkultur die für Mutter und Kind Ruhe und Geborgenheit sowie ein Umsorgtsein der Familie beinhaltet. Es ist eine Einladung an alle Wöchnerinnen. Eine Einladung sich zurück zu ziehen abzutauchen und sich für eine Weile aus dem Alltag herauszuziehen. Es ist eine Einladung es sich richtig gut gehen zu lassen, Babyflitterwochen zu machen.
Wann im Leben sind wir schon eingeladen uns so oft es geht in unser Bett zu kuscheln, mit dem Duft von Neugeborenen in der Nase und die zauberweiche Haut unseres Babys unter unseren Händen zu spüren und sonst nichts zu tun. Wie oft bekommen wir einen Freifahrtschein den Haushalt liegen zu lassen und uns bedienen zu lassen? Uns ausschließlich um das -in dem Moment- wertvollste in unserem Leben zu kümmern? Selten. Darum nutzen wir die Gelegenheit!
Und auch unseren Kindern steht diese kostbare, niemals wiederkehrende Zeit zu. Sie kommen auf diese, ihnen vollkommen fremde Welt und sind mit unendlich vielen Reizen und Herausforderungen konfrontiert. Gönnen wir ihnen langsam und sanft anzukommen. Gönnen wir ihnen unsere ungeteilte Aufmerksamkeit, ja, schützen wir sie vor dem turbulenten Alltag! Geben wir ihnen das, was ihnen am meisten hilft in dieser Welt anzukommen! Liebe, Schutz und Geborgenheit.
In den ersten Tagen ist der beste Platz dafür sicher das Bett. Am allerbesten das eigene (Familien-)Bett zuhause (natürlich nicht das Babybett!).Und es ist tatsächlich so, dass wir uns in der Wochenbettzeit garnicht genug (mit unserem Baby und wenn möglich mit dem Partner und den Geschwisterkindern) ins Bett kuscheln können!
Ich bin überzeugt, dass es nicht unbedingt notwendig ist, die ganze Zeit im Bett zu verbringen. Viel wichtiger ist es, dass wir Frauen uns nach der Geburt körperlich schonen und es uns gutgehen lassen. Das ist der wesentiche Punkt. Ich wünsche allen Frauen, dass sie sich gönnen können nach der Geburt abzutauchen. Dem Alltag zu entfliehen und für einen Weile die Babyflitterwochen (Achtung: diese Zeit kommt nie wieder!) zu genießen. Minimal 10 Tage idealerweise acht Wochen. Diese Zeit zu nutzen sich darauf zu konzentrieren was der Mutter und dem Kind gut tut. Dazu gehört auch, egoistisch zu sein. Doch wirklich. Das wird sich für viele Fruen komisch anfühlen, oft sind wir es nicht gewöhnt egoistisch zu sein. Aber jetzt ist der richtige Zeitpunkt es zu versuchen! Nicht nur für unser Wohlergehen sondern auch für das Wohlergehen unserer neugeborenen Kinder.
Ganz konkret heißt das also: ins Bett kuscheln, Babyduft einatmen, wickeln, stilllen, wiegen, einkaufen lassen, Haushalt delegieren, Besuch auf später vertrösten, Geschwisterkinder betreuen lassen, Essen bestellen, Augen zumachen und träumen.
Klingt ziemlich unrealisierbar? Ist es nicht! Planung und Vorbereitung sind hier natürich notwendig, aber es ist durchaus umsetzbar. Vielleicht nicht alles jeden Tag… aber doch, es geht. (Es gibt viele gute Ideen und Realisierungsmöglichkeiten wie man das ganze organisieren kann. Ich werde über einzelne Aspekte noch ausführlicher schreiben.)
Und nochmal: nicht weil wir es MÜSSEN sondern weil wir es KÖNNEN sollten wir uns diesen Luxus gönnen. Für uns selbst und für unsere Kinder.
Sehr sehr schön geschrieben… ich habe die Zeit genossen bei meinem ersten Kind… immer habe ich die Worte meiner Hebamme im Ohr: Erwische ich dich in den ersten elf Tagen nicht immer liegend, gibts Ärger… Die ersten elf Tage lag ich wahlweise auf der Couch oder im Bett, zu 99% mein Baby ganz nah bei mir… es war herrlich… die ersten drei Wochen hatten wir keinen Besuch und wurden zu einer Familie, es war einfach wunderschön und ich werde es beim nächsten Kind sicher wieder genauso machen… 🙂
Liebe Grüße Nunni von Hunni & Nunni
Der Artikel kommt zum idealen Zeitpunkt – der ET ist in einer Woche und wir werden die Zeit nachher sehr genießen.
Tut mir Leid wenn ich etwas Zynismus einstreue, ich bin in der ssw 30 mit Kind 4 und selbst beim zweiten Kind hätte ich davon geträumt mich auch nur eine Woche Zuhause mit dem kleinen wegzukuscheln…. Realität ist was anderes, kaum Zuhause habe ich erstmal n halben Tag gewienert, damit ich passend zum Abendbrot auch an den Tisch kommen konnte…der war nämlich verschwunden…. Es ist oft genauso unrealistisch wie der sogenannte fünf Kilo Schein Puff macht wenn du mit dem zweiten schwanger gehst… Ganz ehrlich, schöne Vorstellung, falsche Realität, leider
Liebe Manuela,
Wenn man eine Einladung ausspricht, werden nie alle Eingeladenen der Einladung folgen. Manche können nicht, andere wollen nicht. Und das ist ok.
Mir ist durchaus bewusst, dass es nicht allen Frauen möglich ist sich so weit aus dem Alltag zurück zu ziehen. Und dennoch wünsche ich allen Frauen, dass sie sich und ihren Kindern Gutes tun nach der Geburt und soviel Hilfe&Unzerstützung erfahren wie möglich.
Dir wünsche ich von Herzen alles Gute! Jule
Auch wenn man es gerne wollte ist es leider oft nicht möglich. Es scheint als ob gewisse männer grad paradox reagieren und statt die frau zu verwöhnen das haus und umgebung in eine baustelle verwandeln und eher mehr arbeit verursachen… und leider auch beide grossmütter arbeiten und weit weg wohnen. Beim ersten kind hab ichs wesentlich besser erfahren. Da hatte ich haushaltshilfe und afrikanische kultur ringsum welche die frau in der 1 woche nicht rauslassen und bemuttern. Das schätzte ich und fehlte mir in europa…
Sehr schöne Zeilen, die ich mir auch zu Herzen nehmen möchte!
Mein Kleiner kommt in ca. 3 Wochen auf die Welt und ich befinde mich gerade in einer Phase wo ich von vielen Zweifeln geplagt werde ob ich den Alltag mit dem Zwerg meistern werde. Die Freude auf ihn ist unbeschreiblich aber dennoch kann ich die Unsicherheit und Ängste (auch vor der Geburt) nicht so leicht abstellen. Deine Gedanken geben mir auf jeden Fall Zuversicht dass der Start in ein neues Leben für uns als kleine Familie wunderschön sein wird!
Schöner Artikel, wunderbar sanft und weich geschreiben…ich habe gekuschelt und geliebt (kuschle und liebe immer noch) aber ich habe Besuch genossen und selber gekocht, mit der Großen gelernt und das Kleine im Arm gehalten, manches verteilt, das mesite selbst erledigt und die Zeit trotzdem genossen…Liebe geben egal wo und wann, das war und ist das Wichtigste…. Liebe Grüße Ursula
Sehr schön geschrieben. Das hat mich berührt. Leider konnte ich mein Wochenbett nicht so geniessen wie ich wollte.Ich hätte es gern genauso erlebt wie du beschrieben hast, aber ich hatte Druck von der Familie, die alle das Baby sehen wollten. Ich war zu sensibel und kraftlos dagegen zu wettern und putzte die Wohnung um einen guten Eindruck zu machen.Wie in Rosamunde Pilcher Filmen.Meine Mutter hat 1x Essen vorbeigebracht.Ansonsten hiess es “Du packst das schon”. Ja, ich habs gepackt.Aber es einmal nicht packen zu müssen wäre schöner gewesen.
SO hätte ich das auch gern genossen. Aber das Baby wurde wegen einer nicht erkannten Fehlbildung ins Kinderkrankenhaus verlegt ( völlig zu Unrecht wie ich heute weiß) und so habe ich die ersten vier Tage auf unbequemen Stühlen als Besucherin am Bettchen meines Babys verbracht. Eine Verlegung von Mutter und Baby auf die Wochenstation des Uniklinikums war nicht möglich oder wurde nicht angestrebt. Ich habe also ungeplant ambulant entbunden und saß nach 24 Stunden Entbindung heulend im Kinderkrankenhaus und lag nicht mit dem Baby kuschelnd im Bett.
…aber kann es denn nicht jede frau machen wie sie möchte?
Ich habe bei allen drei kindern besuch empfangen, stolz meine babys hergezeigt und sogar gelengentlich gestaubsaugt oder kuchen gebacken. Aber deswegen habe ich keins meiner kinder weniger geliebt oder weniger herzlich auf der welt willkommen geheißen. Wir haben trotzdem gekuschelt und genossen.
Es ging uns allen gut. Sehr gut. Auch ohne “im bett liegen”.
[…] Ein paar Gedanken hierzu könnt ihr auch in meinem Artikel “Einladung ins Wochenbett” nachlesen. […]
Der Artikel ist nun schon etwas älter, aber er hat mich sehr berührt, daher kommentiere ich ihn jetzt auch noch.
Ich bin in der 27. Woche und habe wirklich Sehnsucht die Wochenbettzeit so zu erleben, aber ich glaube dafür habe ich den falschen Mann als Vater gewählt. Er erweckt den Eindruck, dass es alles ganz leicht flutscht und macht sich SEHR wenige Gedanken um mich und mein Wohlbefinden. Er hat auch schon ein Kind aus erster Ehe und einen Stiefsohn. Als sein leiblicher Sohn geboren wurde, war es also das 2. Kind für seine Ex-Frau. Somit war sie schon Mutter und sicher auch entspannter. Ich darf nicht nur ein Kind gebären, ich darf auch selbst Mutter werden. Für diesen Prozess hat er glaube ich wenig Verständnis. Keine Ahnung wie es werden wird, hoffe, dass ich die Kraft habe für mich selbst und diese Zeit stark zu sein… um damit wiederum schwach sein zu dürfen.
Danke für deine Einladung. Ich halte sie mit zitternden Händen und wässrigen Augen. Ich hoffe ich kann sie annehmen.
[…] Dass ich euch inspiriere und Mut mache. Besonders der Artikel „You are enough“ und meine Einladung ins Wochenbett hat viele bewegt. Darüber habe ich mich so gefreut. Und der Wunsch nach einem Buch, das junge […]