Schon länger möchte ich über das Stillen schreiben. Zur Zeit bin ich oft mit dem “Langzeit-“Stillen konfrontiert. Damit meint man Stillbeziehungen, die länger als 6, 9 oder 12 Monate anhalten. Langzeitstillende Mütter sehen sich oft mit kritischen Blicken und Kommentaren anderer konfrontiert.
Ich möchte “DANKE” sagen; Danke an all euch Mütter, die ihr euer Kind so lange stillt, wie euer Kind es braucht. Danke, dass ihr euch nicht von diesen Kommentaren und Blicken der anderen von eurem Weg abbringen lasst. Ihr macht eure Sache toll und könnt so stolz auf euch sein! …Dies und noch viel mehr an lobenden und bestärkenden Worten möchte ich jeder Frau mitgeben.
Also habe ich mich gefragt, was genau es eigentlich ist, was mich so sehr rührt und mich mit Freude erfüllt wenn ich eine lange stillende Mutter sehe oder kennenlerne. Ist es die Tatsache, dass diese Kinder die gute Muttermilch mit all ihren bekannten Vorteile über so viele Monate erhalten? Oder ist es die Freude darüber, zu sehen zu welchen Wundern (über Monate hinweg Milch zu bilden und einen anderen Menschen zu nähren) der weibliche Körper in der Lage ist? Sicher, das alles ist großartig.
Aber was mich wirklich bewegt ist, dass es diese Mütter gibt, die ihren Weg gehen und ihren Kindern das Beste geben, was sie haben. Dass diese Mütter ihre und die Bedürfnisse ihrer Kinder stillen. Und das trotz Gegenwind und gelegentlichen Unannehmlichkeiten. Frauen, die zu ihren Entscheidungen stehen und tief vertrauen. In sich, in ihren Körper und in ihre Kinder. Frauen die voll Vertrauen ihren Weg gehen.
Und dann wurde mir bewusst, dass dies alles nicht nur auf Langzeitstillende zutrifft. Darum möchte ich mich korrigieren. Ich möchte allen Frauen danken, die eine Entscheidung bezüglich ihrer Stillbeziehung getroffen haben.
Also nochmal: ich möchte allen Müttern danken. Ich möchte dir danken. Ganz egal ob du lange oder kurz oder vielleicht auch garnicht gestillt hast. Du nimmst dich und deine Bedürfnisse wahr. Du gehst deinen Weg und hast Vertrauen in dich und dein Kind. Es ist gut, dass du dir treu bleibst. Dass du dich nicht einschüchtern lässt. Es ist ein großes Geschenk an dein Kind, dass du dein Bedürfnis wahrnimmst. Ich bin überzeugt, dass du deinem Kind das Beste bietest, was du zu geben hast. Deinem Kind wäre nicht geholfen wenn du dich zu etwas zwingen würdest und dabei unglücklich wärst.
Denn es ist doch so: es gibt Frauen die können nicht oder nicht lange stillen. Das kann verschiedene Gründe haben. Manche Gründe sind leichter nachvollziehbar, andere eher schwerer. Aber eine Mutter, die sich bewusst gegen das Stillen entscheidet und dadurch die Möglichkeit hat, sich liebevoll und achtsam auf ihr Kind einzulassen, ist doch zu bestärken! Beim Stillen geht es nämlich immer um zwei Menschen. Und wenn einer von beiden mit seinen Bedürfnissen hintenüber fallen würde, wäre damit keinem geholfen.
So herzlich und liebevoll geschrieben-DANKE!!
Ich stille nun bereits 7 Monate und es ist noch keine Ende in Sicht…ich hatte durchaus Tage da wollte ich abstillen (habe zumindest mit dem Gedanken gespielt, aber neben meinem Mädchen, geben mir solche Texte, Kraft in schwierigen Phasen,nicht aufzugeben.
Das schönste an deinem Artikel ist, dass er nicht einseitig ist, wie die meisten zu diesem Thema.
Egal ob eine Frau nicht stillt oder sehr lange, sie wird sich IMMER rechtfertigen müssen. Ich habe in einem stillfreundlichen Krankenhaus gelernt und habe es sehr oft erlebt. Drei bis fünf Tage lang (je nach Aufenthaltsdauer der Mutter) wurden alle Register gezogen um das Stillen zu ermöglichen. Tee, Hilfe beim Anlegen, Abpumpen,… und zwei Stunden vor der Entlassung die zerknirschte Frage nach Abstilltabletten, da sie eh nicht stillen wollte. Warum? Weil sie während ihres Aufenthaltes Angst hatten auf Widerstand zu treffen. Mich als Schülerin machte das oft traurig und es war für alle Beteiligten frustrierend.
Für mich war immer klar, dass ich stillen werde. Meine erste Tochter war ein spätes Frühchen, lag mit Pneumothorax operiert, beatmet und sondiert auf der Intensivstation. Ab Tag fünf bekam sie 100% Muttermilch, zunächst sondiert, entlassen wurde sie voll gestillt. Abgestillt haben wir ohne Schwierigkeiten mit beidseitiigem Einverständnis und viel Kuscheln im Familienbett als sie zwanzig Monate alt war – und ich in 20.SSW mit Nr.2
Diese ist mittlerweile 19 Monate alt und wird Tag und Nacht bei Bedarf gestillt.
Ins Gesicht sagt mir niemand seine Meinung, da ich sehr selbstbewusst mit der Situation umgehe, aber in Internetforen durfte ich mir vieles anhören. Krank, pervers, ekelhaft, abartig, …
Ich werde wohl nie verstehen warum sich Mütter gegenseitig schlecht machen und verurteilen müssen statt den Weg des Einzelnen zu akzeptieren.
In Zukunft werde ich wohl öfter auf diesen Blogpost verweisen. Danke, für deine gut gewählten, wertfreien Worte!
Liebe Jule,
und wieder einmal vielen Dank für deine Worte. Ich habe mir immer gewünscht stillen zu können und es hat geklappt. Dafür bin ich mir, meinen Brüsten und meinem Körper sehr sehr dankbar – sowie mein Tochter die das ja auch möglich macht(e). Meine Tochter ist mittlerweile 6 Monate alt und wird nach wie vor voll gestillt. Ich biete ihr aufgrund ihres ausgeprägten Interesses an Essen jeden Tag min. zweimal B(r)eikost an – sie entscheidet selbst, ob und wie viel sie will. Wir lassen uns Zeit und nehmen sie uns. Solange es für uns beide passt, ist es wie es ist und ich vertraue auf die Natur sowie die Tatsache, dass alle Menschen im Erwachsenenalter nicht mehr an der Brust (wenn auch manchmal noch am Rockzipfel ;)) der Mutter hängen.
Gerne würde ich mehr zum Thema Stillen bei dir lesen: Ob und wie sich das Stillen mit der Zeit verändert?Wie gehe ich damit um, wenn mein Kind in der Nacht “nur” an der Brust nuckelt? Was kann ich tun, wenn es aufgrund der bereits vorhanden Zähne, diese ab und zu mt der Brustwarze schmerzhaft in Berührung bringt? Was kann ich bei wunden Brustwarzen tun? Kann ich auch durch meine Einstellung das Stillen beeinflussen? Wie kann ich das Bedürfnis nach Nähe auch anders “stillen”? Woher weiß ich wann der richtige Zeitpunkt zum Abstillen ist und wie erhalte ich die geschaffene Beziehung aufrecht? Wie gehe ich mit dem Abstillen um? Stimmt es, dass durch das Stillen bestimmte Hormone freigesetzt werden, die durch das Abstillen dann wieder wegfallen und eine Verstimmung bewirken können? Fragen über Fragen oder einfach ein paar Inspirationsanmerkungen 🙂
Alles Liebe, Belinda